Jakob und Ingxenje

Kinderbuch ab ca. 8 Jahren
Illustrationen: Michaela Weiss
Bibliothek der Provinz 2015
 
Es sind Sommerferien, als Jakob und seine Freundin Ollin, beide acht Jahre alt, eine fantastische Idee haben: Sie wollen ein Boot bauen und mit diesem auf der Donau bis zum Schwarzen Meer fahren. Und tatsächlich – bald schon befinden sich die beiden gemeinsam mit vier Erwachsenen auf einer langen Reise.
Das größte Abenteuer aber beginnt, als aus der Donau plötzlich ein riesiges, graues Etwas auftaucht, das Wasser speit: Ingxenje. Das Pottwalkind erzählt Jakob, es habe sich verirrt. Erst wundern sich die anderen noch darüber, warum Jakob Pottwalisch spricht, aber dann machen sich die sieben Freunde auf die Suche nach Ingxenjes Familie.
Und diese Suche wird sie weit über das Schwarze Meer hinausführen …
 

Karte der Donau von Deutschland bis zum Schwarzen Meer (Rosemarie Poiarkov, "Jakob und Ingxenje", Kinderbuch, illustriert von Michaela Weiss)
Rosemarie Poiarkov: "Jakob und Ingxenje", Kinderbuch ab ca. 8 Jahren: der Kopf eines Pottwales und ein auf der Wasseroberfläche schwimmender Junge
 
21 x 15 cm, 178 Seiten, 
zahlr. Abb., Kt., Hardcover
18 Euro

ISBN: 978-3-99028-245-8

http://www.bibliothekderprovinz.at/buch/6927

 
Geboren 1981 in Mödling, lebt in Wien. Studierte Kunstwissenschaften und Kunstpädagogik an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Darüber
hinaus Studien zur Buchillustration am Central Saint Martins College,
sowie am Chelsea College of Art and Design in London und in Italien.
Mehrere Arbeits- und Reisestipendien für Buchkunst.
 

Was er gesehen hatte, musste ein Wal gewesen sein. Ein großer, grauer Wal. Aber Wale lebten doch im Meer. Und sie waren auf einem Fluss. Der Wal musste sich verirrt haben. Jakob bekam Mitleid. Der Wal mochte hundert Mal größer sein als er und tausend Mal schwerer, aber es war der Wal, der seine Hilfe brauchte und nicht umgekehrt.
»Hallo Wal«, sagte Jakob leise.

Der Wal reagierte nicht.
Jakob räusperte sich und sagte dann noch einmal, diesmal lauter:

»Hallo, du!«
Der Wal zuckte nicht einmal, mit seiner Wimper schon gar nicht, denn Wimpern hatte er keine.
»Du, Wal«, schrie Jakob, »was ist denn los? Hast du dich verirrt? Brauchst du Hilfe?«
Nun ist es ja so, dass Wale an und für sich sehr intelligente Tiere sind. Buckelwale singen ganze Opern und sprechen hunderte verschiedene Dialekte. Der Pottwal hat das größte Gehirn von allen Lebewesen. Ja, Wale sind sehr clever, aber clever sein und die menschliche Sprache verstehen, dazu noch Deutsch, das sind zwei völlig verschiedene Paar Socken.
Jakob wollte, dass der Wal reagierte. Mit seiner Schwanzflosse wackelte. Oder seinen Riesenkopf aus dem Wasser hob. Aber dann hörte er es. Der Wal sagte etwas in einer Sprache, die sicher nicht deutsch war. Es war auch nicht Englisch. Und auch nicht eine der Sprachen der Donaureise. Es war eine ganz andere Sprache. Es waren Töne aus einer anderen Welt. Jakob hörte Laute, wie sie im Meer geboren werden.
Der Wal sagte: »Sei gegrüßt, kleines Menschenkind. Wie heißt du denn?«

Und weil Jakob ihn ohne Probleme verstand, auch wenn er in seinem ganzen Leben noch nie eine solche Sprache gehört hatte, wunderte er sich nur darüber, dass der Wal ihn so komisch anredete, und nicht darüber, dass er mit ihm sprach.
»Jakob«, sagte Jakob. »Und du? Wie heißt du?«
»Ingxenje«, sagte Ingxenje, der Wal. »Ich bin hier ganz allein. Und das Wasser ist so grässlich süß. Brrrr, das mag ich gar nicht. Magst du das, wenn das Wasser so süß ist?«

Presse

Das Buch ist niemals belehrend, dafür unterhaltsam und lustig. Vor allem wenn zwischen dem Wal und Jakob ob ihrer verschiedenen Lebenswelten köstliche Missverständnisse entstehen

Im Unterton erzählt die Geschichte davon, dass man sich vor Fremden und Unbekannten nicht zu fürchten braucht und Missverständnisse dazu da sind, um ausgeräumt zu werden.
 
(…) das alles ergibt ein so feines, herzerwärmendes Happy-End, dass ich dem Buch nur möglichst viele (Vor-)Leser und Leserinnen wünschen kann!
 
Rosemarie Poiarkovs Buch zeichnet sich durch eine klare und leicht verständliche Sprache und kurze Kapitel aus, außerdem durch überzeugende Charaktere und abwechslungsreiche Geschichten rund um Jakob, Ollin, die vier Erwachsenen und natürlich das Walkind Ingxenje.
Rosemarie Poiarkovs zauberhaftes Kinderbuchdebüt wird durch die melancholisch-zarten Illustrationen von Michaela Weiss auch zu einem optischen Genuss.
 
Typische Familien von heute, total patent, pragmatisch und zupackend bauen ein Boot und erleben ein fantastisches und eigentlich unmögliches Abenteuer, nämlich zusammen mit einem Pottwal das offene Meer zu suchen und zu finden und alles wirkt gleichzeitig authentisch und alltäglich. Jakob und Ingxenje ist kein Kinderbuch nach Strickmuster und von der Stange und an manchen Stellen wäre drüber polieren vielleicht noch gut gewesen, damit es rundum vollkommen glänzt,  aber ein Geschichten-Goldstück ist es trotzdem. – 90 %
Zwei Buben - Jakob und Noah - umarmen sich (Rosemarie Poiarkov, "Jakob und Ingxenje", Kinderbuch, illustriert von Michaela Weiss)